Natürlich sollen und können Menschen mit Rheuma verreisen. Allerdings haben manche Bedenken und sorgen sich, aus der gewohnten Umgebung auszuscheren. Als wichtige Ansprech- und Vertrauensperson können Sie Ihren Patientinnen und Patienten hilfreiche Tipps für eine gute Reisevorbereitung geben. Denn gut geplant und informiert, ist die Erholung später doppelt so groß! | |
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Als erste Frage steht häufig das Reiseziel. Eine kleine Faustformel gibt Orientierung: Je stabiler die Krankheit eingestellt ist, desto weiter entfernt darf das Reiseziel sein. Vor allem ist das Klima für viele Betroffene entscheidend. Sensibilisieren Sie dafür, dass Ihre Patientinnen und Patienten sich damit auseinandersetzen.
Am besten verträglich sind:
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stabile Wetterlagen
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warm und trocken mit klarer Luft
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geringe Allergenbelastung
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leichte Winde
Belastend können bei Rheuma sein:
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wechselhaftes Wetter
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extreme Kälte oder Wärme
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intensive UV-Strahlung
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hohe Luftverschmutzung und Pollenbelastung
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Rechtzeitig Impfschutz klären1-4
Ist der Entschluss gefasst, geht es in die konkrete Reiseplanung. Reisefreudige sollten am besten in einer schubfreien Phase sein und ihre Medikamente bereits über einen längeren Zeitraum nehmen. Raten Sie auch noch einmal, im Rahmen der üblichen Kontrollvisiten das Thema mit in das ärztliche Gespräch zu nehmen. Denn Behandelnde können aus ihrer fachlichen Perspektive prüfen, ob etwas ganz besonders medizinisch zu beachten ist. Klären Sie auch den Impfstatus, denn gerade bei Rheuma ist ein guter Rundumschutz wichtig. Die meisten Impfungen sind Totimpfstoffe und bei Rheuma unbedenklich. Lebendimpfstoffe sind bei relevanter Immunsuppression nicht zu empfehlen. Sollte es trotzdem notwendig sein, bitte in die ärztliche Beratung gehen.
Zu Lebendimpfungen gehören u. a.Unbedenkliche Impfungen sind z. B.:
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Influenza
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Meningokokken
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Diphtherie
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Hepatitis A und B
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Herpes zoster/Gürtelrose
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Polio
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Tetanus
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Pertussis
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FSME
Bei der Reise in Malariagebiete sollte ein eventuelle Prophylaxe erörtert werden. Nebenwirkungen zwischen Medikamenten zur Malariaprophylaxe und der Rheumamedikation sind möglich. Beispielsweise kann Chloroquin die Wirkung von Folsäure-Antagonisten wie Methotrexat verstärken und die Plasmakonzentration von Ciclosporin erhöhen.
Checken Sie nach Möglichkeit mit Ihren Patientinnen und Patienten die Reiseapotheke und helfen Sie bei Bedarf, einen Medikamentenplan aufzustellen. Alle Medikamente sollten notiert sein, inklusive Dosierung und Einnahmezeiten. Denken Sie dabei auch an mögliche Zeitumstellungen während der Reise. Raten Sie dazu, die wichtigsten Medikamente ausreichend mit auf Reise zu nehmen. Denn die Besorgung am Urlaubsort kann ggf. schwierig sein und für den Eigendarf stellt die Einfuhr ins Ausland in der Regel kein Problem dar. | |
An ärztliche Bescheinigung denken
Hilfreich ist es, wenn eine ärztliche Bescheinigung über die Erkrankung und die Notwendigkeit der Medikamente ausgestellt wird. Diese kann als Nachweis bei Grenzkontrollen oder am Flughafen vorgezeigt werden. Insbesondere bei Betäubungsmitteln ist solch eine Bescheinigung Pflicht. Aktuelle Infos und Formulare zum Ausfüllen finden Sie hier auf der Website des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Bei der Reise selbst sollten große Temperaturschwankungen bei Medikamenten vermieden werden. Müssen Arzneimittel gekühlt werden, ist rechtzeitig an eine Kühltasche zu denken. Im Zweifelsfall ist vorher mit der Flug- oder Reisegesellschaft abzuklären, welcher Transport erlaubt ist. Bei einer Spritzentherapie empfiehlt es sich, ergänzend zur ärztlichen Bescheinigung, die Fluggesellschaften vorher über die notwendige Mitnahme zu informieren. Wer einen künstlichen Gelenkersatz hat, benötigt für den Sicherheitscheck einen Endoprothesenpass. | |
Viele Wege führen in den Urlaub
Alle Vorbereitungen dienen dazu, möglichst entspannt ans Ziel zu kommen. Flugreisen sind manchmal etwas planungsintensiver. Aber wenn die Ferne ruft, lassen sich Lösungen dafür finden. Mehr Flexibilität und die Chance auf individuelle Pausen gibt die Anreise mit dem Auto. Die Bahn ermöglicht während der Fahrt mehr Bewegungsfreiheit und bietet auch auf Anfrage Hilfe beim Ein- und Aussteigen (mindestens einen Tag vor Reisebeginn anmelden). Mit dem Merkzeichen „B“ im Schwerbehindertenausweis kann sogar eine Begleitperson kostenlos mitreisen.
Was ist noch wichtig bei der Anreise? Gelenke schonen! Bevorzugt leichtes Gepäck, Rollkoffer oder andere Erleichterungen nutzen. Gerade ältere Menschen benötigen solche Denkanstöße, um sich von ihrem altgedienten Reisegepäck zu trennen. Beim Sitzen sollten Patientinnen und Patienten ihre Gelenke nicht übermäßig beugen oder verdrehen. Ein Kissen kann helfen, die Beine abzustützen. Erinnern Sie auch an gutes Schuhwerk und regelmäßige Aktivpausen – Dehnung und Bewegung sind wichtig!
Last but not least auf einen ausreichenden Versicherungsschutz hinweisen. Eine Auslandskrankenversicherung sowie eine Reiserücktrittsversicherung sind unbedingt zu empfehlen. Manche Versicherungen decken auch eine Rückreise im Falle eines akuten Rheumaschubes ab. Der Blick ins Detail und der Vergleich verschiedener Angebote lohnt sich! | |
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Als Service für Ihre Patientinnen und Patienten haben wir hier fünf einfache Bewegungsübungen für unterwegs zum Download zusammengestellt. | |
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