Geht es Ihnen auch so? Das neue Jahr ist bereits voll durchgestartet und wir alle mit. Wir wünschen Ihnen ein glückliches, erfolgreiches und gesundes 2024! Den beruflichen Auftakt machte gleich eine Herausforderung: die Anwendung des E-Rezeptes. | |
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Nach Erprobungsphasen und um zwei Jahre verzögert ist das E-Rezept seit dem 01.01.2024 für einen Großteil der verschreibungspflichtigen Medikamente Pflicht (einen guten Faktenüberblick gibt das KBV-Infoblatt). Damit ist ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung des Gesundheitssystems gemacht. Ziel ist es, die Behandlung mit Arzneimitteln sicherer zu machen, die Abläufe in den medizinischen Einrichtungen und Apotheken zu vereinfachen und deutlich Zeit einzusparen. Der reduzierte Papierverbrauch soll auch zum verbesserten Umweltschutz beitragen.
Ob sich die Ziele in der Praxis bereits abbilden lassen, wie die Akzeptanz bei den Menschen ist und wo die Tücken im Detail liegen, fragten wir die Kollegin Candy Hartmann, erfahrene RFA aus Göttingen: | |
Welche Hürden gab und gibt es bei der Einführung?
Candy Hartmann: Ich habe mich bereits im letzten Jahr intensiv mit der Einführung des E-Rezeptes auseinandergesetzt, damit wir zum Jahresanfang startklar sein konnten. Die größten Hürden haben wir bei der PVS, der Praxisverwaltungssoftware, erlebt. Hier kann ich nur raten, sich sorgfältig damit auseinanderzusetzen und sich bei Schwierigkeiten an die Hotline des Anbieters zu wenden. Es ist oft mehr möglich, als es zunächst scheint und Hürden lassen sich bewältigen. Eine Grundvoraussetzung für die Einrichtung ist die Anbindung an die Telematikinfrastruktur. Ich kann mir vorstellen, dass viele Praxen diese Einrichtung lange herausgezögert haben und daher bei manchen die Einführung etwas stockend verläuft. Eigentlich müsste dies mittlerweile flächendeckend umgesetzt sein, aber die Höhe der Dunkelziffer ist unbekannt. Auch hier: Sollte die eigene Praxis noch zurückhaltend sein, empfehle ich sehr, sich dieser Themen anzunehmen. Es ist einfacher, als oft befürchtet und die Grundlage für digitale Lösungen in der Arztpraxis. | |
Welche Tipps haben Sie für den Praxisalltag?
Candy Hartmann: Wichtig ist darauf zu achten, dass immer die aktuellen Updates des PVS installiert sind. Außerdem hilft es sehr, sich die Komfortsignatur einrichten zu lassen. Pro Tag lassen sich mit einem Login bis zu 250 E-Rezepte signieren. Das erleichtert den Praxisalltag. Ansonsten muss sonst jedes Rezept vom Arzt oder der Ärztin einzeln signiert werden – das ist sehr mühselig. Der einmalige Aufwand zum Einrichten der Komfortsignatur lohnt sich auf jeden Fall. Sollte es trotzdem Probleme mit der PVS geben, hilft nach meiner Erfahrung die Hotline des Anbieters in der Regel weiter. Ich habe hier viele Hilfestellungen bekommen. Gut ist es auch, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, die mit dem gleichen PVS arbeiten. Das habe ich auch gemacht. Dann wird schnell klar, ob Probleme lokal sind oder insgesamt im System auftreten. | |
Hatten Sie Ausfälle der Technik und wie sind Sie damit umgegangen?
Candy Hartmann: Ja, wir hatten auch schon Ausfälle, die wahrscheinlich aber auf den Ausfall der Telematikinfrastruktur zurückzuführen waren. Dann haben wir doch wieder unser rosa Rezept ausgepackt und den herkömmlichen Weg genutzt. Diese Möglichkeit sollte man sich immer lassen und in solchen Fällen ist es auch vom Gesetzgeber gestattet. Wichtig ist auch, auf den Konnektor zu achten als Herzstück und Anbindung an die Telematikinfrastruktur. Dieser hat ein Zertifikat mit einer gewissen Gültigkeit. Dieses Timing sollte man im Blick behalten, denn sonst gibt es im Zweifelsfall keine Technikunterstützung und auch dann heißt es ganz „old school“ wieder auf das rosa Rezept zurückzugreifen. | |
Was halten Sie von den Apps für E-Rezepte?
Candy Hartmann: Die Apps für E-Rezepte funktionieren grundsätzlich gut, aber die Einrichtung ist recht kompliziert. Ich habe mir eine App installiert, aber das ist nicht für jeden eine Freude, wenn keine hohe Affinität für solche Services besteht. Man braucht aber auch keine App und es geht ganz praktisch allein mit der Versichertenkarte. Wenn wir die Karte einlesen, haben wir alle Informationen, um das E-Rezept quasi online zu hinterlegen. Die Apotheke kann ebenso über die Versichertenkarte auf dem geschützten Online-Server das Rezept abrufen. Zur Sicherheit haben wir zu Beginn immer noch einen Ausdruck mitgegeben, aber das sollte sich nach und nach einspielen, so dass dies nicht mehr nötig ist. | |
Was halten Sie von den Apps für E-Rezepte?
Candy Hartmann: Die Apps für E-Rezepte funktionieren grundsätzlich gut, aber die Einrichtung ist recht kompliziert. Ich habe mir eine App installiert, aber das ist nicht für jeden eine Freude, wenn keine hohe Affinität für solche Services besteht. Man braucht aber auch keine App und es geht ganz praktisch allein mit der Versichertenkarte. Wenn wir die Karte einlesen, haben wir alle Informationen, um das E-Rezept quasi online zu hinterlegen. Die Apotheke kann ebenso über die Versichertenkarte auf dem geschützten Online-Server das Rezept abrufen. Zur Sicherheit haben wir zu Beginn immer noch einen Ausdruck mitgegeben, aber das sollte sich nach und nach einspielen, so dass dies nicht mehr nötig ist. | |
Wie urteilen Patientinnen und Patienten über das E-Rezept?
Candy Hartmann: Grundsätzlich kommt das E-Rezept bei Patientinnen und Patienten gut an. Natürlich gehört dazu, dass wir die Menschen mitnehmen und informieren müssen. Die meisten sind sehr interessiert und begeistert. Wir haben es bisher allen Menschen nahegebracht – sowohl der Omi mit 80 als auch dem jungen Mann mit 18 Jahren.
Ein bisschen Zeit dauert die Aufklärung, aber je öfter wir das machen, desto schneller geht es. Wir wissen jetzt, worauf es ankommt. Es sind 2-3 Minuten; die hat grundsätzlich jeder. Statt Smalltalk steht jetzt mehr das E-Rezept im Vordergrund. Bislang hatten wir noch keine Probleme. | |
Welche Vorteile bietet Ihrer Meinung nach das E-Rezept?
Candy Hartmann: Wenn ein Patient schon einmal im Quartal da war und ein Folgerezept braucht, dann können wir das jetzt über die E-Funktion ausstellen, ohne dass ein nochmaliger Besuch in der Praxis notwendig wäre. Das spart den Menschen und auch uns in der Praxis Zeit. Bei Erstbesuchen bleibt der Aufwand vergleichbar zum bisherigen gedruckten Rezept. Das soll sich perspektivisch einmal ändern, aber heute ist das noch Zukunftsmusik. Ein weiterer Vorteil könnte sein, dass es durch das E-Rezept weniger Missbrauch gibt. Es kann nur der- oder diejenige das Rezept einlösen, wenn die persönliche Versichertenkarte vorgelegt wird. Außerdem können auch gefälschte Rezepte schwerer eingelöst werden. | |
Wie lautet ihr Zwischenfazit für das E-Rezept und wo ist noch Handlungsbedarf?
Candy Hartmann: An für sich macht das E-Rezept großen Spaß, wenn es funktioniert. Die Vorteile sind zwar noch überschaubar, jedoch gehe ich davon aus, dass sich das in Zukunft weiterentwickeln wird. Was ich mir noch wünsche, sind schneller arbeitende Systeme. Manchmal braucht die Signatur zwei Minuten – das ist natürlich viel zu lang. Da ist unser Drucker deutlich schneller und hier ist noch echtes Entwicklungspotenzial. Dann hilft nur eins: Ruhe bewahren und im Zweifelsfall doch wieder zum rosa Rezept greifen. | |
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Candy Hartmann, Rheumatologische Fachassistenz (RFA), Rheumatologische Facharztpraxis Göttingen | |
Vielen Dank für das Gespräch und den damit verbundenen Einblick der E-Rezept-Implementierung in den Praxisalltag. | |
Ihre
Ulrike Erstling (1. Vorsitzende)
Patricia Steffens-Korbanka (2. Vorsitzende)
Fachverband Rheumatologische Fachassistenz e.V.
E-Mail: info@forum-rheumanum.de | |
Bildhinweise:
© istock.com/dolgachov; © istock.com/miriam-doerr;
© Expertinnenfoto: Candy Hartmann
PP-LI-DE-0205
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